Nachrichtenbeitrag

„Jetzt aufstehen“ – „Auch Hitler wurde gewählt“

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Von NNA-Mitarbeiter

In vielen Gemeinden und Städten in Deutschland fanden Demonstrationen zur Verteidigung der Demokratie statt – Viele Organisationen mobilisieren gegen Ausgrenzung und Spaltung.

BERLIN/MAINZ/SAULHEIM (NNA) – Gewerkschaften, Umweltschützer, Kirchengruppen, Mieter-, Sport- und Sozialvereine, Parteien und deren Jugendorganisationen, Senioren – die Liste der Organisationen, die an den letzten Wochenenden in Deutschland zu Demonstrationen für die Verteidigung der Demokratie und gegen Rechtstendenzen aufgerufen haben, ist lang. Mehr als 1.800 Organisationen umfasst z.B. das Bündnis „Hand in Hand“, das allein in Berlin an diesem Wochenende mehr als 150.000 Menschen mobilisiert hat.

Aber es sind nicht nur die urbanen Zentren, sondern auch das „flache Land“, das mitzieht – „die größte Demonstration in der Geschichte des Ortes“ hieß es z.B. über das rheinhessische Saulheim im Landkreis Alzey-Worms mit seinen rund 6.100 Bewohnern, von denen sich 1.500 zu einer Demonstration mit dem Motto „Jetzt aufstehen“ zusammengefunden hatten. Auch in ostdeutschen Gemeinen versammelte sich die bisher schweigende Mehrheit sich, um ein Zeichen gegen Rechtstendenzen zu setzen – eine Karte der Tagesschau, auf der alle Demonstrationen mit roten Punkten verzeichnet sind, sieht aus, als wenn Deutschland die Masern hätte.

„Es macht Mut und es gibt Kraft zu sehen, dass viele Menschen jetzt aufstehen und Haltung zeigen. Es ist die große Mehrheit, die für die Werte des menschlichen Miteinanders, für ein friedliches Zusammenleben und für Solidarität steht,“ so Susanne Wagner vom DGB Rheinhessen-Nahe im Aufruf des Bündnisses „Rheinhesen gegen rechts“.

Auf der Kundgebung der Demonstration in Mainz, zu der sich rund 10.000 Menschen in der Nähe des Landtags versammelt hatten, sprachen u.a. auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), die das Engagement aus der Zivilgesellschaft würdigte. Es sei die Mehrheit in Deutschland, die sage „Es ist Zeit, dass wir nicht mehr schweigen, sondern deutlich machen, dass unsere Demokratie in Gefahr ist“. Die Veröffentlichungen über das Treffen in Potsdam habe den Menschen die Augen geöffent: „Rechtsextreme, die neue Rechte, sie wollen eine andere Gesellschaft. Sie sind völkisch, sie sind antisemitisch, sie sind autoritär, sie sind europafeindlich, sie wollen ein Land der Ausgrenzung, der Autorität, der Spaltung, der Diskriminierung“, so die SPD-Politikerin.

Bunte Transparente

Auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf sprach bei der Kundgebung. Er beklagte, dass in Deutschland „immer mehr aggressive fremdenfeindliche Töne die Oberhand“ gewonnen hätten. „Der Umgang mit Geflüchteten ist eine Frage der Würde, auch unserer eigenen“, so Kohlgraf.

Transparente zeigten Aufschriften wie „Auch Hitler wurde gewählt“, „Nie wieder ist jetzt“, „Nazis keine Chance“, „Kein Millimeter nach rechts“, „Man kuschelt nicht mit Nazis“, „Menschenrechte statt rechte Menschen“, „Rheinhessen bleibt bunt“ ,„ Wir sind die Brandmauer“ und auch die Regenbogenflagge der queren Bewegung war auf vielen Demonstrationen zu sehen.

Auslöser für die Demonstrationen in ganz Deutschland war eine Recherche von Correctiv, einem gemeinwohlorientierten investigativen Recherche Portal, über ein Treffen von Rechtsextremisten und radikaler Rechter im November in Potsdam, an dem auch AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der Werteunion teilgenommen hatten. Dabei sollen unter dem Stichwort „Remigration“ Pläne über Vertreibungen von Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland besprochen worden sein.

END/nna/ung

Bericht-Nr.: 240209-02DE Datum: 9. Februar 2024

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Demontranten in Mainz zur Verteidigung der Demokratie - darunter auch Omas gegen Rechts.