Nachrichtenbeitrag
„Kabul Luftbrücke“ rettete rund 600 Personen aus Afghanistan – Sea-Watch Schwimmwesten Aktion
Die „Kabul Luftbrücke“ ermöglicht die Ausreise von gefährdeten Personen aus Afghanistan, eigentlich die Aufgabe der Bundesregierung. Mit einer Schwimmwesten-Aktion hat Sea-Watch auf das Leid Geflüchteter aufmerksam gemacht.
BERLIN (NNA) – Rund 600 Personen hat “Kabul Luftbrücke“ ein Zusammenschluss zivilgesellschaftlicher Organisationen unter Mitwirkung der Seenotrettungsorganisation Sea-Watch Medienberichten zufolge im September und Oktober die Ausreise aus Afghanistan ermöglicht.
„Es ist beschämend, dass so viele Menschen weiterhin in Afghanistan festsitzen. Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen nicht zurückgelassen werden“, heißt es auf der Homepage der Initiative „Kabul Luftbrücke“, die sich über Spenden finanziert. Bei den gefährdeten Personen handele es sich um Ortskräfte, Aktivisten der Zivilgesellschaft, Richter, Sportler oder Angehörige der LGBT-Community.
Ins Leben gerufen wurde die Aktion von der Journalistin Theresa Breuer.
Breuer hatte ein Kleinflugzeug gechartert, als die Taliban vor den Toren Kabuls standen, um ihre Interviewpartnerinnen aus einem Bergsteigerfilm sowie den Übersetzer mit seiner Familie aus Afghanistan auszufliegen. Als das Flugzeug nicht starten durfte, suchte Breuer Unterstützung bei Ruben Neugebauer, dem Mitbegründer der Seenotrettungsorganisation Sea-Watch und dem Grünen-Politiker im Europaparlament, Erik Marquardt. Es gelang den Aktivisten, eine Landeerlaubnis für einen Airbus A320 in Kabul zu erreichen. Das erste Flugzeug konnte nur 18 Menschen außer Landes bringen, die anderen haben es nicht bis zum Flughafen geschafft.
Moralische Pflicht
Kabul Luftbrücke baut ein Netz von Verbindungen auf und rekrutiert Freiwillige, die die Ausreise organisieren. Auf die Liste kommen – wie Breuer gegenüber der NZZ erläutert – nur Menschen, die die deutsche Staatsangehörigkeit haben oder eine schriftliche Aufnahmezusage der Bundesregierung. Auch Fluchtrouten über Land wurden organisiert .
Die Bundesregierung geht von 40.000 Personen aus, die als Ortskräfte für die Bundeswehr in Afghanistan gearbeitet haben, mit ihren Familienangehörigen handelt es sich damit um ca. 70.000 Personen, die Afghanistan verlassen müssten. „Wir haben die moralische Pflicht, diesen Leuten zu helfen“, betonte Theresa Breuer gegenüber der NZZ. Sie hätten für die Bundeswehr gearbeitet, nun seien sie gefährdet. Es sei beschämend, dass zivilgesellschaftliche Organisationen die Aufgabe der Bundesregierung übernehmen müssten, um gefährdete Afghanen zu retten.
Laut Redaktionsnetzwerk Deutschland hatten bis Mitte November 25.000 Personen eine Aufnahmegenehmigung für Deutschland erhalten. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums waren bis zu diesem Zeitpunkt erst 7.600 von ihnen in Deutschland angekommen. Allerdings nehme die Geschwindigkeit der Erteilung der Visa jetzt zu, schreibt RND, allein innerhalb drei Wochen seien 1.500 Visa für Ortskräfte und besonders gefährdete Menschen ausgestellt worden. Die Bundesregierung war mehrfach kritisiert worden für die verschleppte Evakuierung von Ortskräften und anderen gefährdeten Menschen aus Afghanistan, nachdem die Taliban die Macht übernommen hatten.
END/nna/ung
Bericht-Nr.: 211209-05DE Datum: 9. Dezember 2021
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