Nachrichtenbeitrag

Helfer immer öfter Opfer von Terroranschlägen

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Von NNA Mitarbeiter

Nach dem Anschlag in Afghanistan auf die Hilfsorganisation Save the Children haben 61 NGOs dazu aufgerufen, ihre Mitarbeiter besser zu schützen. Weltweit steige die Zahl der Angriffe auf Hilfsorganisationen und ihre Mitarbeiter.

KABUL/DJALALABAD (NNA) – Auch Mitarbeiter von Hilfsorganisationen wurden Opfer der jüngsten Anschläge in Afghanistan. 61 nationale und internationale NGOs, die in Afghanistan tätig sind, haben jetzt dazu aufgerufen, die Helfer besser zu schützen. Zu den Unterzeichnern gehören u.a. die Welthungerhilfe und Oxfam.

„Es ist von höchster Bedeutung, dass die NGOs fähig sind zu handeln in Umständen, die von extremer menschlicher Bedürftigkeit gekennzeichnet sind – eingeschlossen des bewaffneten Konflikts, dass sie sicher sein können, dass ihr Personal, ihr Eigentum und ihre Aktivitäten nicht direkt oder indirekt angegriffen werden“, betont Fiona Gall, die Vorsitzende der Organisation ACBAR (Agency Coordinating Body for Afghan Relief and Development), die den Aufruf veröffentlicht hat. ACBAR koordiniert die Arbeit von 150 Hilfsorganisationen in Afghanistan.

Anlass des Aufrufs ist ein Anschlag am 24. Januar auf das Büro der Hilfsorganisation Save the Children in Jalalabad in Ostafghanistan, bei dem sieben Menschen ums Leben gekommen sind und 31 verletzt wurden, darunter auch fünf Kinder. Vor dem Büro von Save the children, in dessen Nähe sich noch andere Hilfsorganisationen befinden, war eine Autobombe gezündet worden. Dann kam es zu Gefechten zwischen Attentätern und Sicherheitskräften. Zu dem Anschlag hat sich die Terrororganisation IS bekannt.

Der Anschlag auf eine Hilfsorganisation stelle eine eindeutige Verletzung internationaler Rechtsnormen dar, die NGOS verlangen deswegen eine schnelle, unabhängige und transparente Untersuchung, wie und warum es zu diesem Anschlag kommen konnte.

Keine Ausnahmeerscheinung

Die NGOs in Afghanistan sind „oft in vorderster Front , wenn es darum geht, Bedürftigen zu helfen“. 2017 sind durch die Unterstützung der NGOs und anderer humanitärer Aktivisten 3,4 Millionen Menschen in Afghanistan mit Nahrungsmitteln, Wasser, schützenden Materialien und anderen lebensnotwendigen Gütern versorgt worden.

Der Anschlag in Djalalabad stelle keine Ausnahmeerscheinung dar, betont ACBAR in der Pressemitteilung. Angriffe auf Helfer gehörten in Afghanistan zum Alltag. Im vergangenen Jahr seien156 Angriffe auf Mitarbeiter von Hilfsorganisationen registriert worden, verübt von verschiedenen Parteien der gegenwärtigen Konflikte in Afghanistan. 17 Helfer seien getötet worden, als sie versuchten, lebensrettende Maßnahmen für diejenigen zu ergreifen, die sie am dringendsten nötig haben, schreibt ACBAR.

Jeder Angriff auf Helfer, ihre Einschüchterung oder Bedrohung führe zu einer Verzögerung der Hilfe oder auch dazu, dass die Organisation sich ganz zurückzieht.

„Wir setzen darauf, dass die internationale Gemeinschaft konkrete Maßnahmen ergreift, um gesetzliche und juristische Mechanismen zum Schutz der Helfer und der Zivilisten zu schaffen“. Weltweit steige die Zahl der Angriffe auf Hilfsorganisationen und ihre Mitarbeiter. Die Gewaltanwendung gegen Helfer und Zivilisten sei zur „Normalität“ in bewaffneten Konflikten geworden. „Überall ist eine Erosion des Respekts vor der Menschlichkeit und der humanitären Arbeit zu verzeichnen“, schreibt Kinga Komorowska, die Landesdirektorin der Welthungerhilfe.

Zufluchtsort

Beim Anschlag auf das Interconti-Hotel in Kabul ist auch eine Entwicklungshelferin aus Baden-Württemberg ums Leben gekommen, die langjährig in Afghanistan tätig war.

Die Lux-Stiftung Remscheid veröffentlicht auf ihrer Homepage einen Nachruf auf die 66jährige Brigitte Weiler aus Herrenberg. Die Krankenschwester und Schiffsoffizierin, die unter der Talibanzeit in einem Kinderkrankenhaus in Kabul gearbeitet hat, gründete unter dem Eindruck der Erlebnisse in Afghanistan 2004 die humanitäre Hilfsorganisation Cabilla e.V. Das Wort kommt aus dem Keltischen und bedeutet „sicherer Zufluchtsort“.

Mit gesammelten Spenden kaufte Brigitte Weiler vor Ort Kleidung, Schulmaterial und Medikamente und brachte sie in ein Bergdorf in 3000 Meter Höhe nördlich von Kabul. Es wurden Kochstätten und ein Wassertank angeschafft oder auch Mobiliar für ein Mädchenschlafhaus. Die Lux-Stiftung unterstützte die Aktivitäten von Brigitte Weiler, die zu Anfang jeden Jahres nach Afghanistan fuhr.

Als der Anschlag sich ereignete, war sie gerade zu ihrer diesjährigen Hilfstour angekommen. Normalerweise habe sie nicht in Hotels gewohnt, sondern bei Freunden und in Gästehäusern, erläuterte ein Mitarbeiter einer Hilfsorganisation, die mit Cabilla zusammenarbeitet.

Auch die Kinderhilfe Afghanistan würdigte in ihrem jüngsten Rundbrief die „wertvolle Arbeit“ von Brigitte Weiler vor allem für Frauen und Kinder. Weiler hatte in den 80er Jahren auch für die Kinderhilfe Afghanistan gearbeitet.

END/nna/ung

Bericht-Nr.: 180206-01DE Datum: 6. Februar 2018

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Das Cabilla-Projekt in Afghanisatan.<br>Foto: www.lux-stiftung.de