Nachrichtenbeitrag

Hilfsorganisationen fordern Schließung der Flüchtlingslager vor dem Winter

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Von NNA Mitarbeiter

Die Hilfsorganisation Sea Watch fordert mit 40 weiteren Organisationen die Schließung der Flüchtlingslager auf der Insel Lesbos vor dem Winter. Sonst seien erneut Todesopfer zu erwarten, die die EU dann zu verantworten hätte.

LESBOS (NNA) – Eine Schließung sämtlicher Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln Lesbos noch vor Einbruch des Winters hat die Seenotrettungsorgansation Sea Watch zusammen mit 40 Hilfsorganisationen gefordert, die auf den Inseln aktiv sind. Sie befürchten erneut Kältetote.

Im vergangenen Winter waren sechs Menschen in griechischen Lagern erfroren. Weder die Behörden noch das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR treffe Vorkehrungen gegen erneute Todesfälle. Mit dem nahenden Wintereinbruch spitze sich die Lage in der Ägäis zu. Allein im Monat September seien 4.609 Flüchtende auf den griechischen Inseln angekommen. Unter dem Hashtag  #opentheislands, bringt die Menschen ans Festland! fordern die Organisationen die Behörden auf, sofort aktiv zu werden.

„Menschen, die bei uns vor Krieg und Verfolgung Schutz suchen, brauchen dringend mehr Aufmerksamkeit als einen Pappkarton und eine Decke. Das kann nicht zu viel verlangt sein. Wir beobachten hier unerträgliche Zustände, jeden weiteren Kältetod haben die EU und die griechische Regierung zu verantworten“, fasst Sea Watch-Einsatzleiterin Caroline Schröder ihre Erfahrungen von drei Monaten Beobachtungsmission in der Ägäis zusammen.

Abscheuliche Zustände

Besonders drastisch sei die Situation im HotSpot Moria auf Lesbos. So beschreibt ein Geflüchteter die Bedingungen im Lager, wo mit ihm derzeit über 5000 Menschen untergebracht sind – ausgelegt ist die Anlage für 2300 Bewohner: „In Moria zu leben macht uns alle krank. Morgens wachst Du in einem überfüllten Zelt oder Container zwischen anderen Menschen auf. Es stinkt abscheulich und ich hasse es, dass ich mich selbst nicht waschen kann. Im Winter ist es eisig kalt. Alles ist durchnässt. Wenn Du wach wirst, kannst Du Deine Glieder nicht bewegen. Und Du bist mit Asche überzogen. Letzten Winter haben wir Papier und Plastik verbrannt, um uns zu wärmen. Es ist, als wären wir keine Menschen.“ Im Sea-Watchblog #MonitoringMoria dokumentiert die Organisation die Missstände systematisch.

Das Bündnis der Hilfsorganisationen betont, dass die verheerende Situation in den Lagern nicht auf die aktuell fallenden Temperaturen oder den Anstieg der Ankunftszahlen zurückzuführen ist. Es sei „das Ergebnis des EU-Türkei-Deals und der europäischen Politik der Abschottung“. Diese „Politik im australischen Stil“ halte Menschen für unabsehbare Zeit auf den Inseln gefangen.

Der Appell richte sich deshalb auch an die EU. Alle europäischen Regierungen seien verantwortlich dafür, dass Geflüchtete hier in ihren Rechten beschnitten werden. „Das Recht auf Obdach und eine angemessene Wohnung ist ein Menschenrecht!", betont Caroline Schröder. Jeder weitere Tod gehe auf das Konto der griechischen Regierung und der EU.

END/nna/ung

Bericht-Nr.: 171130-02DE Datum: 30. November 2017

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Foto: Sea Watch