Nachrichtenbeitrag

Hohe Energiepreise als Signal für Transformation

 | 
Von NNA-Mitarbeiter

GLS-Bank-Sprecher Jorberg fordert schlüssiges Konzept anstelle von kurzfristigen Einzelmaßnahmen von der Politik. Hohe Energiepreise müssten als Kosten für die Energiewende und Friedenssicherung akzeptiert werden.

BOCHUM (NNA) – Zukunftsorientiertes Handeln der Politik anstelle von kurzfristigen Einzelmaßnahmen angesichts von Ukrainekrieg und Klimakrise hat GLS-Vorstandssprecher Thomas Jorberg gefordert. Das gerade von der Bundesregierung beschlossene milliardenschwere Hilfspaket werde diesem Anspruch nicht gerecht, argumentiert der Vertreter der sozial-ökologischen GLS-Bank.

Die Hilfen der Bundesregierung gegen die hohen Energiepreise seien „kurzsichtig und nicht zielführend. Ein Konzept dabei sei nicht zu erkennen. Sie entsprechen nicht der Tragweite der wirtschaftlichen und technischen Herausforderung”, heißt es in einer Mitteilung der GLS-Bank.

Die beschlossene Hilfe von dreihundert Euro einmalig für alle Erwerbstätigen sei „allenfalls ein kurzfristig beruhigendes Notpflaster”. Für die, die sie wirklich brauchten, sei die Hilfe zu wenig und für diejenigen, die sie nicht brauchen, sei sie zu viel. Niedrigere Treibstoffsteuern an der Tankstelle wirkten kontraproduktiv und kämen vor allem den Vielverbrauchern zugute. Die Verbilligung des öffentlichen Nahverkehrs gehe zwar in die richtige Richtung, müsse aber mit einer schnellen und wesentlichen Verbesserung seiner Leistungsfähigkeit einhergehen. 

Energiesparen ist aus der Sicht von Jorberg das Gebot der Stunde. Durch den Krieg in der Ukraine könnten russische Gas- und Öllieferungen unvermittelt ausfallen, es drohe dann Energieknappheit. „Aber nicht nur die Kriegs-, sondern auch die Klimakatastrophe zwingt uns, unseren Verbrauch von Gas, Öl und Kohle schnellstmöglich zurückzufahren”.

Die drastischen Preissteigerungen wertet Jorberg als Reaktion der Märkte auf die Krise: „Die hohen Energiepreise sind ein normaler marktwirtschaftlicher Mechanismus, ein schmerzhaftes, aber für die Transformation unvermeidbares und erheblich beschleunigendes Signal.” Fast jede Einsparmaßnahme rechne sich bei diesem Preisniveau, ebenso regenerative Energien und Speichertechnologien.

Diese Marktdynamik sollte zur Transformation genutzt werden, fordert Jorberg.  „Wir müssen mit Energie wesentlich effizienter und weitgehend ohne Einsatz von Gas, Öl und Kohle umgehen”. Die hohen Energiepreise müssten als Kosten für die Energiewende und Friedenssicherung akzeptiert werden.

Menschen mit geringem Einkommen dürften jedoch in dieser Krise nicht alleingelassen werden. Sie benötigten eine Einkommenserhöhung, um aktiv an der Transformation teilhaben zu können. Ein Transformationseinkommen sei eine Lösung, das aber verwendungsoffen sein müsse, um das Preisanreizsystem zur Energieeinsparung – wie beim Benzin – nicht zu konterkarieren. 

Zukunftsorientierte Konzepte

Die Bundesregierung müsse den politischen Rahmen für die Transformation setzen. Die hohen Energiepreise müssten gegebenenfalls durch ein Mindestpreisniveau abgesichert werden. Zu den Bausteinen eines zukunftsorientierten Konzepts gehören außerdem in Einzelfällen auch Überbrückungshilfen bedrohter Unternehmen für eine kurze Transformationszeit.

Jorberg sprach sich auch für eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland aus, um eine Ausbreitung des Kriegs abzuwenden.

Am Vorband des Klimastreiks hatte die GLS Bank Friday-for Future- Aktivistin Luisa Neubauer und drei Unternehmer und Unternehmerinnen miteinander ins Gespräch gebracht. Neubauer war zugeschaltet bei einer Podiumsdiskussion.

Mit dabei waren Dr. Antje von Dewitz, Geschäftsführerin der Outdoormarke Vaude, Roland Schüren, Leiter der Bäckerei Schüren, und Kristian Evers, Geschäftsführer der Papier- und Kartonfabrik Varel. Sie eint, dass sie bereits vor mehr als zehn Jahren angefangen haben, ihre Geschäfte klimaneutral zu gestalten. Bei dem Gespräch tauschten sie sich darüber aus, welche Rolle Unternehmen aktuell haben. Wirtschaft gehe auch zukunftsgerichtet, so ihr Fazit.

Neubauer kritisierte in der Diskussion, dass sich viele Konzerne aus der Verantwortung „einfach rausrechnen”. Schließlich gehe es gerade nicht primär um die Wirtschaft, sondern um das Überleben. Es gebe kein Recht auf Energieverschwendung: „Wir müssen die Transformation einleiten”, betonte auch Neubauer.

END/nna/nh

Bericht-Nr.: 220328-02DE Datum: 28. März 2022

© 2022 Nexus News Agency. Alle Rechte vorbehalten.

Zurück
Hohe Energiepreise müssen als Kosten für die Energiewende und Friedenssicherung akzeptiert werden meint GLS-Vorstandssprecher Thomas Jorberg. (Foto: Jan von nebenan / Shutterstock)