Nachrichtenbeitrag

„Mit Messer und Gabel gegen die Klimakrise“

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Von NNA Mitarbeiter

Die Vereine für Unabhängige Ernährungsberatung (UGB e.V.) möchten allgemeine Konzepte und eigenes Handeln zur Aktion gegen die Klimakrise zusammenbringen. Zum Beispiel auch mit einem zukunftsfähigen Ernährungsstil.

WETTENBERG (NNA) – Die Pandemie als Chance zur Veränderung nutzen – zum Beispiel mit einem zukunftsfähigen Ernährungsstil. Dazu möchten die Vereine für Unabhängige Ernährungsberatung UGB e.V. mit der neuesten Ausgabe des UGBforum beitragen. Es trägt den Titel „Stark aus der Krise: öko, fair, solidarisch“.

Im Vorwort weist die Redaktion darauf hin, dass sich neben allen unangenehmen Folgen der Pandemie auch „hoffnungsvolle Strömungen“ ausmachen lassen. So sei der Zusammenhalt unter Familien und Freunden gewachsen und die Nachfrage nach regionalen Produkten und Biolebensmitteln sei gestiegen. Startups entwickelten umweltfreundliche Angebote und zeigten, den großen Unternehmen „wo es langgehen muss“.

Wenn immer mehr Menschen erkennen, dass Nachhaltigkeit mit einem Plus an Lebensqualität verbunden sei, wachse auch die Bereitschaft für den notwendigen Wandel. Die Gesellschaft sei hier weiter, als die Politik sich eingestehen wolle, betont die Redaktion.

Schritte zur Nachhaltigkeit

„Wir sind längst bei der Erkenntnis angelangt, dass stetiges Wachstum im materiellen Bereich nicht zu mehr subjektivem Wohlbefinden führt“, schreibt Prof. Marcel Hunecke, Umweltpsychologe an der FH Dortmund im UGBforum. Er benennt fünf Schritte, die zu mehr Nachhaltigkeit führen können: Information, Motivation, Planung, Umsetzung und Routinisierung.

Zentral für das eigene Handeln sei die Motivation. Nachhaltigkeit werde als allgemeines Ziel zwar anerkannt, aber in der persönlichen Zielsetzung komme sie nicht zum Tragen, da soziale Anerkennung oder auch der Wunsch nach Urlaubserlebnissen den Aspekt des Klimaschutzes in den Hintergrund geraten ließen. Es helfe auch nichts, Bedrohnungsszenarien ins Feld zu führen, sie führten eher dazu, dass Menschen die Probleme verdrängten. Entscheidend sei die Vermittlung von Handlungswissen: Was kann ich selbst konkret tun?

Zu dieser Thematik liefert das neue UGBforum viele gute Analysen, die sowohl notwendige Rahmenbedingungen aufzeigen, als auch Ansätze für das eigene Handeln bieten.

Auch im Artikel von Stephanie Wunder, Senior Fellow am Ecologic Institute, Berlin, mit dem Titel „Mit Messer und Gabel gegen die Klimakrise“ werden Klimaschutz, Missstände in der Tierhaltung, der Kampf gegen den Hunger in der Welt zusammengebracht mit der eigenen gesunden Ernährung.

Wunder erläutert u.a. den Planetary Health Diet Ansatz, ein Ernährungskonzept, das 2019 von 37 internationalen Experten entwickelt worden ist. Darin werde erstmalig zusammengeführt, wie eine Ernährungsweise aussehen müsste, die innerhalb der planetaren Grenzen eine weiter anwachsende Weltbevölkerung gesund ernähren könne.

Bewusstes Kaufverhalten

Bezogen auf Deutschland bedeute das, dass sich der Konsum von pflanzlichen Lebensmitteln in etwa verdoppeln müsse. Da die Produktion von tierischen Produkten um ein Vielfaches ressourcenintensiver sei als die gleiche Menge Kalorien oder Proteine aus Pflanzen, müsse gleichzeitig der Verbrauch von Fleisch drastisch zurückgehen: auf 15 statt jetzt 60 Kilogramm pro Kopf und Jahr.

Finanzielle Steuerungsmechanismen sollten dafür sorgen, dass der Verbraucher die richtige Wahl treffe. Kosten durch ernährungsbedingte Krankheiten, durch Klimakrise, Artensterben und Nitrat im Grundwasser müssten sich „auch im Preisschild“ der Lebensmittel widerspiegeln. Eine „Ernährungswende von unten“ sei möglich durch ein bewusstes Kaufverhalten oder z.B. durch den Erwerb von Ernteanteilen in solidarischen Landwirtschaftsinitiativen. In vielen Städten und Landkreisen gäbe es Ernährungsräte, in denen sich Menschen gemeinsam für die Ernährungswende in ihrer Region einsetzten.

Der Frage, ob regional produzierte Lebensmitteln eine bessere Klimabilanz aufweisen, gehen Prof. Frank Ewert und Dr. Anette Piorr vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg/Brandenburg nach. Ihre These: Erfahrungen zeigten, dass es mittelfristig auf eine Balance zwischen regionaler und globaler Wertschöpfung ankomme.

Wenn z.B. Lieferketten für Frischgemüse verkürzt würden und mehr auf regionale Produkte gesetzt werde, dafür aber Gewächshäuser nötig seien im Gegensatz zu südlichen Regionen, deren Energieverbrauch die Transportkosten wieder wettmache, sei der regionale Vorteil nicht mehr gegeben. Um Nahrungsversorgung aus der Nachhaltigkeitsperspektive zu betrachten, müsse man sich die Lieferketten „sehr genau und mit Blick auf die Auswirkungen auf das gesamte Versorgungssystem ansehen“.

Als Beispiel, wie Resilienz in der Landwirtschaft und Klimawandel zusammengebracht werden können, nennt Prof. Ewert die Erhöhung der Eiweißpflanzenproduktion auf heimischen Feldern. So ließen sich negative Umwelt- und Klimaeffekte reduzieren, der Anbau habe positive Effekte auf die Fruchtbarkeit und das Wasserspeicherungsvermögen der Böden. Außerdem würden die Importe von pflanzlichem Eiweiß für die Tierfütterung reduziert wie z.B. Soja.

Persönliche Resilienz

Weitere Artikel des UGBforums widmen sich der Frage, wie Menschen ihre persönliche Resilienz steigern können, es geht außerdem um Lösungsstrategien für Familien in der Krise und wie in jedem UGBforum werden auch hier Nahrungsmittel mit ihren Inhaltsstoffen vorgestellt – in diesem Fall Nüsse, Kerne und Ölsaaten. In einer Warenkunde geht es um Knäckebrot – das entgegen landläufigen Vorstellungen nicht beim Abnehmen hilft.

Gängigen Vorurteilen überprüft auch ein Artikel zum Thema Plastik- oder Papierverpackungen, der zum Ergebnis kommt, dass Stoff und Papier „nicht immer besser“ sind.

Und nicht zuletzt werden Rezepte auch mit saisonalen Produkten vorgestellt und es gibt eine Übersicht über die UGB-Ernährungstagungen, die derzeit online durchgeführt werden. Themen sind u.a. „Vegane Küchenpraxis“ oder auch „Mit Kindern essen – in Theorie und Praxis“.

END/nna/nh

Literatur:
UGBforum 1/2021, 38. Jahrgang Feb/März, „Stark aus der Krise: öko, fair& solidarisch“

Bericht-Nr.: 210328-01DE Datum: 28. März 2021

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