Nachrichtenbeitrag

Rechtspopulismus eine Genderfrage?

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Von NNA Mitarbeiter

Die New York Times hat den Rechtspopulismus in Deutschlands analysiert. Sie kommt zu der These, dass der Erfolg und die Abwanderung von Frauen aus dem Osten frustrierte Männer zurückgelassen hat, die damit nicht zurande kommen.

NEW YORK (NNA) – Die Rolle Deutschlands als Verteidiger eines liberalen und toleranten Europa ist aus der Sicht der New York Times (NYT) zunehmend gefährdet durch das Erstarken des Rechtspopulismus.

In einer großen Reportage ist die amerikanische Zeitung den Ursachen für das Phänomen nachgegangen. Dabei kommt sie zu einer interessanten These: Erfolg und Abwanderung der Frauen aus dem Osten haben eine ganze Population von frustrierten Männern zurückgelassen, die sich als Loser fühlen und deswegen bei Pegida und AfD mitmarschieren. In Sachsen z.B. wähle rund ein Drittel der Männer AfD.

Die NYT beruft sich auf Untersuchungen des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, die ein Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern vor allem auf dem Land im Osten dokumentieren, das in dieser Form bisher nicht zur Kenntnis genommen worden sei, wird Dr. Reiner Klingholz vom Berlin-Institut zitiert. Rein statistisch gesehen kommen in den ostdeutschen Bundesländern danach 9 Frauen auf 10 Männer zwischen 20 und 40 Jahren. Diese Zahl enthalte jedoch einen höheren Frauenanteil in den Städten, auf dem Land sei das Ungleichgewicht wesentlich größer. Auch in Chemnitz kämen z.B. nur 8 Frauen auf 10 Männer.

Klingholz verweist auf die Abwanderung von Frauen nach der Wende, der Osten habe rund 10% seiner Bevölkerung verloren, zwei Drittel der Abwanderer seien junge Frauen gewesen. Der Osten habe damit den „schlimmsten Fall von Frauenflucht in Europa“ erlitten, zitiert die NYT Klingholz. Ähnlich ungleiche Verteilungen von Männern und Frauen seien lediglich auf entlegenen türkischen Inseln oder in arktischen Regionen zu verzeichnen.

Loser im Kapitalismus

Hinzu komme die höhere Qualifizierung, die viele Frauen in DDR-Zeiten erreicht hätten sowie ihre besseren beruflichen Chancen im Dienstleistungssektor, während die arbeitslosen Männer ihren Jobs im Produktionsbereich nachtrauerten. „Aus den Helden der Arbeiterklasse in der DDR wurden so die Loser im Kapitalismus“, schreibt die NYT. Insofern sei die Wut der Pegida-Demonstranten auf die Bundeskanzlerin Angela Merkel auch kein Wunder, repräsentiere sie doch den Inbegriff der erfolgreichen ostdeutschen Frau, die die Männer tagtäglich an ihre eigene Misere erinnere.

In den zahlreichen Kommentaren verweisen die amerikanischen Leser auf Ähnlichkeiten mit der Lage in den Bundesstaaten in den USA mit vielen Trump-Wählern „Warum sind die Männer den Frauen eigentlich nicht gefolgt?“, fragt ein Leser und meint, die Wähler der Rechtspopulisten seien eben Menschen, die Angst vor Veränderungen hätten – hüben wie drüben des Atlantiks.

END/nna/ung

Bericht-Nr.: 181223-02DE Datum: 23. Dezember 2018

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Pegida-Demonstration in Dresden im Oktober 2018.<br>Foto: Tobias Volmar / Shutterstock.com