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„Gegenbild zum Giermenschen und Gewinmaximierer“

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By NNA-Mitarbeiter

Thomas Jorberg von der GLS Bank erhielt in Frankfurt den Preis „European Banker of the Year 2021“. Damit wird sein Weg vom belächelten Außenseiter zum Pionier des ökologisch-sozialen Banking gewürdigt.

BOCHUM/ FRANKFURT (NNA) – Thomas Jorberg, langjähriger Vorstandssprecher der GLS Bank, hat am 14. November im historischen Rittersaal des Frankfurter Römers den Preis „European Banker of the Year 2021“ entgegengenommen. Er wurde ihm der von der „Group of 20+1“ verliehen, einer unabhängigen Vereinigung führender internationaler Wirtschafts- und Finanzjournalisten. (NNA berichtete)

Jorbergs „große Pionierleistung“ solle damit gewürdigt werden, heißt es in der Pressemitteilung der dfv Euro group zu der Preisverleihung.

Der letztjährige Preisträger Günther Bräunig, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), hob in seiner Rede Jorbergs Pionierleistung im nachhaltigen Bankgeschäft hervor. Besonders seit der Finanzkrise habe Jorberg mit der GLS Bank einen ethischen Gegenentwurf zum Bild des Bankers als „Giermensch und Gewinnmaximierer“ geliefert, das Wachstum der Bank seither gebe ihm Recht.

„Eine beeindruckende Erfolgsbilanz unseres Preisträgers, aber auch ein bisschen eine Genugtuung nach vielen Jahren, in denen man in Frankfurter Bankenkreisen gerne mal die GLS Bank etwas belächelt und die Nachhaltigkeit als nice-to-have eingestuft“ habe. „Heute wissen wir, welche Pionierleistung hinter diesem unbeirrbaren Kampf für mehr Nachhaltigkeit steht“, betonte Bräuning.

Jemand von der GLS Bank habe wahrscheinlich weniger Chancen auf den Titel „European Banker of the Year" gehabt als Katar auf den Weltmeistertitel im Fußball, begann Tim Bartz vom Nachrichtenmagazin “Der Spiegel” seine Laudatio auf Jorberg.

Neun Milliarden Euro Bilanzsumme, 320.000 Kunden – das seien „ ordentliche, aber im europäischen Kontext gewiss nicht herausragende Zahlen“ und Bochum als Konzernsitz sei selbst im deutschen Vergleich „eher eine Kuriosität.“ Von daher sei auch Thomas Jorberg selbst völlig perplex gewesen, dass er und nicht wie bisher ein weiterer „Großbanker“ 2021die Auszeichnung erhalten hat.

Kipppunkt

„European Banker of the Year 2021 zu sein, ist für mich eine hohe Ehre und eine Anerkennung für alle Mitarbeitenden der GLS Bank“, betont Thomas Jorberg. Für ihn sei klar, dass das Erreichte nur mit den inzwischen fast 900 Mitarbeitenden der GLS Bank, den wegweisenden Projekten der Kundinnen und Kunden und den „Menschen, die einen immer wieder inspirieren“ möglich gewesen sei.

Jorberg gab in seiner Rede in Frankfurt einen Ausblick, worin er die Aufgabe von Banken in der Zukunft sieht, einer Zukunft, die mehr denn je von Schäden und Verlusten durch die Klimakrise geprägt sein werde. „Wir stehen an einem Kipppunkt, den man auch beim Weltklimagipfel COP27 sehen kann. Wir werden uns in Politik und Banken damit beschäftigen müssen, wie wir Schäden abfedern und die Geschwindigkeit der Erderhitzung zumindest abbremsen können,“ sagte er.

Für die Transformation der Wirtschaft seien „unglaublich viele Billionen Euro“ zu investieren. Das gehe nur, „wenn der gesamte Finanzmarkt mitmacht“. Es sei Geld genug da, benötigt würden aber Rahmenbedingungen aus der Politik, „damit sich Transformation rechnet. Wir wissen genug. Wir können es“, betonte er. Die Transformation scheitere nicht an Geld oder an Technologie.

Die Banker sieht er im Zwiespalt: sie stünden in Zukunft vor der immensen Chance der Transformation, aber auch vor der Notwendigkeit, potenzielle Schäden und Risiken von Unternehmungen immer wieder einzuschätzen.

Das nachhaltige Banking habe für seine weitere Entwicklung drei Faktoren auf seiner Seite: Die Kunden erwarteten nachhaltige Geldanlagen, auch institutionelle Anleger würden diese immer stärker nachfragen. Physische und transitorische Risiken machten Investitionen ohne Perspektive und sogenannte stranded assets sichtbarer als früher. Hinzukomme die große Rolle der Kreditindustrie in der Transformation: „Noch nie musste mehr Geld investiert werden wie jetzt,“ betonte Jorberg. Banken kommt damit eine Schlüsselbranche für die ökologische Transformation zu.

Mutige Akteure gefragt

Um die notwendige Transformation hin zu einer klimaschonenden und sozialen Wirtschaft zu begleiten, bedürfte es mutiger Akteure. Die GLS Bank zeige mit ihrem Bankengeschäft seit 48 Jahren, wie sie wirtschaftlich sinnvoll gestaltet werden könne.

Jorberg war 1977 der erste Auszubildende der GLS-Bank, nach einem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Stuttgart und Bochum kehrte er zur Bank zurück, seit 2003 steht er an ihrer Spitze

Durch die Preisverleihung werde deutlich gemacht, wie wichtig das Thema Nachhaltigkeit in der Finanzbranche heute ist, schreibt Group of 20+1“ in ihrer Begründung für die Verleihung des Preises. Jorberg habe in den letzten Jahrzehnten Leistungen in einem Themenkomplex erbracht, „dessen überragende Bedeutung erst viel später auch von den Branchengrößen erkannt wurde“. Die Journalistenvereinigung bescheinigt Jorberg auch „eine starke Stimme“ in der politischen Debatte über nachhaltige Investments. Thomas Jorberg sei von einem ehemals belächelten Außenseiter zum anerkannten Pionier für grünes Bankwesen geworden

Während größere Wettbewerber mit Greenwashing-Vorwürfen konfrontiert würden, sei die GLS-Bank auch beim Assetmanagement erfolgreich, für 2021 meldete sie einen 63prozentigen Anstieg des verwalteten Vermögens ihrer nachhaltigen Fonds. Gegründet im Jahr 1974 habe sich die GLS-Bank schon um ESG (Environmental Social Governance) und Nachhaltigkeit gekümmert, lange bevor grüne Geldanlagen zum Mega-Trend in der globalen Finanzbranche geworden seien, schreibt die dfv Euro Finance Group weiter.

Mit dem Preis „European Banker of the Year“ werden seit 1994 Persönlichkeiten der europäischen Bankenwelt für herausragende Leistungen geehrt. Die Verleihung wird von der dfv Euro Finance Group organisiert. einem Konferenzveranstalter auf dem Gebiet der Finanzmarktkommunikation mit Sitz in Frankfurt. Die Journalistenvereinigung „The Group of 20+1“ nominiert und wählt die Preisträger, ihr gehören u.a. Journalisten des SPIEGEL, der WELT, der ZEIT, der Financial Times und des Handelsblatts an.

Erste Ökobank der Welt

Die GLS Bank versteht sich selbst als die erste Ökobank der Welt, sie finanziert nur sozial-ökologische Unternehmen. Sie ist eine Genossenschaft mit über 100.000 Mitgliedern und 320.000 Kunden. Ihren Sitz hat die GLS Bank in Bochum, sie unterhält bundesweit sechs weitere Standorte.

END/nna/ung

Bericht-Nr.: 221128-04DE Datum: 28. November 2022

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Thomas Jorberg (mitte) nimmt den Preis „European Banker of the Year 2021“ im historischen Rittersaal des Frankfurter Römers entgegen (Foto: GLS Bank)