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Hirnforscher gegen weitere Aufrüstung der Schulen mit digitalen Medien

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By NNA Mitarbeiter

ULM (NNA) - Waldorfpädagogen warnen schon seit langem vor zu früher und zu intensiver Mediennutzung durch Kinder. Diese – in der Bildungslandschaft vielfach belächelte und kritisierte Position - wird jetzt auch von Hirnforscher Prof. Manfred Spitzer bestätigt. In einem Interview mit der Südwest Presse Ulm sprach sich Spitzer gegen die weitere Vermarktung digitaler Medien in Schule und Kindergarten aus und warnte vor der Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit des Gehirns durch die zunehmende Mediennutzung.

„Wenn wir also geistige Arbeit in immer größerem Maße auslagern - digitale Medien nehmen uns diese ab – dann hat dies negative Auswirkungen auf die Struktur unseres Gehirns, auf unsere Gehirn-Bildung“. Spitzer verglich die Gehirnleistung mit der eines Muskels, der verkümmert, wenn er nicht trainiert wird.

„Junge Menschen verbringen in Deutschland doppelt so viel Zeit mit den digitalen Medien wie mit dem Schulstoff. Sie riskieren damit eine geringere Hirn-Bildung und laufen Gefahr, beim Abbau von Nervenzellen … früher Symptome zu entwickeln. Sie werden also früher dement und man hat Grund zur Annahme, dass es hier nicht um Monate, sondern um Jahre geht.“ Als Gegenbeispiel für die Leistungsfähigkeit des Gehirns nennt Spitzer Menschen, die zweisprachig aufgewachsen sind und die – neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge – ein geringeres Risiko tragen, im Alter an Demenz zu erkranken.

Außerdem sei belegt, dass Bildschirmmedien bis zum vollendeten zweiten Lebensjahr zu Sprachentwicklungsstörungen und zu Aufmerksamkeitsstörungen sowie Lese- und Rechtschreibproblemen in der Schule führten. Eine Playstation in der Grundschule führe zu Schulproblemen und massivem Einbruch in Lesen und Schreiben. Ein Computer im Jugendzimmer verschlechtere ebenfalls die Schulleistungen, dies zeigten u.a. die PISA-Daten.

Spitzer forderte eine bessere Aufklärung über diese Zusammenhänge. Die Öffentlichkeit werde „systematisch falsch informiert“ von Medienvertretern, Politik und Pädagogik, zum Teil, weil man es nicht besser wisse oder auch weil man an dem Prozess mitverdienen wolle. Die weitere Aufrüstung der Schulen mit Smartboards und Laptops sei ein „Skandal“, betont Spitzer, denn die positiven Auswirkungen der Medien seien nicht, die negativen dagegen sehr wohl belegt. Abschließend warnte Spitzer davor, die Bildung der Kinder dem Markt zu überlassen.

End/nna/ung

Bericht-Nr.: 120826-03DE Datum: 26. August 2012

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Prof. Manfred Spitzer