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Modernere Erinnungskultur zum Holocaust gefordert

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By NNA-Mitarbeiter

Deutschlehrer wollen mehr Literatur zum Thema in den Lehrplänen. In der „Padeborner Erklärung“ drücken sie ihre Sorge über das abnehmendes Wissen der jungen Generation aus.

PADERBORN/HANNOVER (NNA) – Literatur zum Holocaust muss in der Erinnerungsarbeit an den deutschen Schulen künftig ein größerer Stellenwert eingeräumt werden. Das fordern führende Deutschdidaktiker zusammen mit der Arbeitsstelle Holocaustliteratur auch als Konsequenz auf den immer mehr um sich greifenden Antisemitismus in Deutschland.

Ende letzten Jahres hatte der Fachverband Deutsch im Deutschen Germanistenverband dazu die „Paderborner Erklärung“ verabschiedet.

Zahlreiche erschreckende Ereignisse nicht erst seit der Jahrtausendwende dokumentierten die „Gefahren von Verdrängen und Vergessen in bedrohlicher Deutlichkeit“. Zutiefst besorgt müsse man sein angesichts neuerer Studien über das Wissen der jungen Generation um den Holocaust, heißt es darin.

Auch das „Ende der Zeitzeugenschaft“ durch das Sterben der letzten Überlebenden des Holocaust mache es erforderlich, neue mediale Formen der Erinnerung verbindlich in den schulischen Bildungsplan aufzunehmen – vor allem für das Kernfach Deutsch.

Der Beschluss der Kultusministerkonferenz zu Empfehlungen für eine Erinnerungskultur vom Dezember 2014 berücksichtige zwar zahlreiche wichtige Ziele, Grundsätze und Formen des Erinnerns, blende jedoch aus, dass Erinnerungskultur nicht nur Teil historisch-politscher, sondern dezidiert auch sprachlich-literaterischer sowie medialer Bildung sei. Die Autoren der Paderboner Erklärung sehen große Chancen in der Verknüpfung von Erinnern und Erzählen für persönlichkeits- und entwicklungsfördernde Lernprozesse.

Multiperspektivische Zugänge

Die Bedeutung des Sozialraums Schule, der von allen Menschen in Deutschalnd durchlaufen werde, sei als Beitrag zu einer modernen Erinnerungskultur nicht zu überschätzen.

Zu der Frage, wie die Holocaustliteratur in die Lehrpläne aufgenommen werden kann, hat der Fachverband Deutsch im September 2022 im Rahmen des Deutschen Germanistentags Forscherinnen und Forscher und Schulpraktikerinnen und -praktiker zum Thema versammelt. Sie diskutierten mögliche Modelle.

Ein erstes Ergebnis gehe dahin, dass die Auswahl an Texten und weiteren Medien multiperspektivische Zugänge zum Holocaust eröffnen müsse. Dabei sollte fiktionale und „authentische“ Holocaustliteratur einbezogen werden. Außerdem sei an Comics, Graphic Novels und digitale Angebote zu denken und die Einbeziehung von Zeitzeugen-Interviews im Deutschunterricht müsse endlich gestärkt werden.

Ein zentrales Ziel der Auseinandersetzung mit der Literatur müsse es sein, einen reflektierten Umgang mit Erinnerung und mit dem Unterschied von Fakten und Fiktionen im Besonderen zu schulen. Die Erkenntnisse seien hilfereich, „um die Vielgestaltigkeit von Erfahrungen einer heterogenen Schüler:innenschaft zu berücksichtigen und die Erinnerung an den Holocaust wie auch anderer Genozide in einer sich wandelnden Gesellschaft wach und relevant zu halten“, betont die Erklärung der Pädagogen.

END/nh/nna

Bericht-Nr.: 230202-04DE Datum: 2. Februar 2023

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